Nordkaptour 1998
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Die etwas andere Winterflucht?

Alle fragen mich "Warum im Winter ans Nordkap?" Nur ich frage mich, warum im Sommer ans Nordkap? Also ist der Plan für eine Tour in die Arktis schnell gemacht, nur Mitfahrer zu finden erweist sich als äußert schwierig, ja sogar unmöglich. Also starte ich am 27.02.1998 alleine, was der Tour einen abenteuerlichen Charakter gibt. Schon die ersten Kilometer haben es in sich, denn es ist heute sehr stürmisch und der Wind hat mich fast von der Straße gefegt. Als ich in Hamburg eine große Brücke überqueren will, muß ich warten bis ein VW Bulli in Sicht ist, um in seinem Windschatten zu fahren, sonst kann ich die Brücke nicht passieren . Nach ca. 750 km habe ich Hirtshals in Dänemark erreicht. Hier angekommen kaufe ich erst die Tickets für die Fähre nach Kristiansand , und haue mich noch 3 Stunden im Terminal aufs Ohr . Um 15.00 Uhr startet die Fähre und nach 5 Stunden Fahrt mit etwas Seegang bin ich in Norwegen. Bereits eine Stunde später steht mein Zelt, so jetzt kann ich schlafen. In dieser Nacht fängt es an zu schneien, und am Morgen ist der gestern noch grüne Zeltplatz mit einer ca. 30 cm hohen Schneedecke überzogen. Tolles Timing, denn ich habe noch nicht meine Spikes aufgezogen. Also schnell zum Motorradhändler, und innerhalb kürzester Zeit sind die Reifen montiert. So jetzt kann ich starten, das heißt erst an das Fahren mit Spikes gewöhnen.

Je weiter ich nach Norden fahre, um so mehr Schnee bekomme ich zu sehen und die Temperaturen sinken auch immer schneller. Jetzt weiß ich auch, was die anderen davon abgehalten hat mitzukommen. Und ich höre mich noch sagen "Ich fahre ans Nordkap!"                           

Nach dieser Nacht, auf einem vereisten Zeltplatz in Lillehammer, ist mir klar, daß es keinen Sinn hat, irgendwelche Lebensmittel mit sich herumzuschleppen. Es ist unmöglich, denn innerhalb von 2 Stunden ist alles gefroren, meine Würstchen, mein Wasser, sogar die Zahncreme. Von jetzt an trage ich das Zahnputzzeug am Körper, und Saft oder Wasser nehme ich nachts mit in meinen Schlafsack. So habe ich morgens wenigstens etwas zu trinken. Die Kühler an der KTM habe ich schon seit zwei Tagen zugeklebt, weil es immer so zwischen minus 15 bis minus 20 Grad Celsius kalt ist. So kann der Motor etwas wärmer laufen, was besser für ihn ist.       

Ca. 60 km hinter Lillehammer ist eine Alkoholkontrolle. Nicht das da etwa einzelne Fahrzeuge angehalten werden, nein, die ganze Straße ist gesperrt! Alle Fahrzeuge müssen über einen Platz fahren und die Fahrer müssen pusten, in Norwegen ist die Promillegrenze nämlich 0,2! Nachdem ich endlich weiterfahren darf und ich ein paar Bilder gemacht habe, wird das Wetter auch immer besser. Die Sonne strahlt am stahlblauen Himmel, überall glitzert der weiße Schnee und trotzdem ist es rattenkalt. Die Straßen sind von jetzt an ganz und gar mit Schnee und Eis überzogen. Am Straßenrand sind ein bis zwei Meter hohe Wände aus Schnee. Jetzt weiß ich, wie sich die Bobfahrer fühlen müssen, nur das deren Visier nicht dauernd einfriert. Ich muß nun alle 5 km anhalten, um das Visier frei zu kratzen. Bis zur nächsten Stadt sind es allerdings noch 80 km, mehr Worte darüber zu verlieren ist zuviel des Guten. Hier angekommen suche ich zunächst einen Motorradladen auf, dort kaufe ich mir eine Snowmobilbrille , damit ich das Visier abbauen kann. Die Leute hier sind alle so fasziniert von meiner Reise ans Nordkap, sogar die Tageszeitungen haben Interesse daran. Während der ganzen Fahrt haben vier Zeitungen darüber berichtet. In Narvik stoppte mich nachts sogar ein Auto . Der Fahrer, ein Journalist vom Radio Rain interviewte mich gleich an Ort und Stelle. Mit seinen Beziehungen besorgte er mir eine Schlafmöglichkeit für eine Nacht. So gastfreundliche Menschen hatte ich vorher noch nie getroffen!     

Die Natur hier oben ist überwältigend, wenn morgens die Sonne aufgeht ist alles von ihrem Licht rot gefärbt, und am Abend "glühen" die Berge, wenn die Sonne am Horizont untergeht. Am Polarkreis stelle ich fest, das sich hier nichts befindet außer ein Postamt, was leider nicht geöffnet hat, weil es total eingeschneit ist. Nur das Dach von der Post kann ich noch sehen, sonst nur Schnee, Sonne und blauer Himmel. Die heutige Nacht verbringe ich auf einem Paß, es erweist sich als nicht besonders schlau . Zum Schutz vor Wind und Wetter habe ich zwar große Schneebrocken um mein Zelt gelegt, aber in der Nacht ist es so kalt, daß ich mir meine Handschuhe im Schlafsack über die Füße gezogen habe. Am Morgen ist es um so schöner, mein Zelt steht ca. 2 Meter neben einer Schlucht und der Eingang zeigt nach Osten. Es ist 6.30 Uhr die Sonne geht auf, jetzt ist die Kälte der Nacht schnell vergessen. In den folgenden Nächten sinken die Temperaturen auch wieder auf minus 25 C° oder kälter. Doch die KTM springt beim zweiten Mal kicken sofort an, obwohl sie für Wüstenrallyes gebaut wird. In diesen Momenten bin ich froh, daß ich dieses Spezialöl von Shell (5W-20) gesponsert bekommen habe. Selbst bei minus 35 C° ist es noch schön flüssig! Die minus 35 C° bekomme ich in Sennalandet am eigenen Leibe zu spüren. Hier habe ich mit Erfrierungen im Gesicht und an den Händen zu kämpfen, es ist aber doch noch glimpflich ausgegangen. Diese Kälte kann man sich nicht vorstellen, fünf Minuten ohne Handschuhe und ich spüre die Finger nicht mehr! Nun habe ich noch diese glorreiche Idee mit dem Auspuff, an dem ich meine Hände wärmen will. Also anhalten, den Motor laufen lassen und die Hände in den Abgasen wärmen. Nur die Handschuhe sind immer noch sehr kalt, darum halte ich sie hinter den Auspuff und pumpe sie mit Abgasen voll. Nun sind sie richtig heiß. Nur das in den Abgasen Wasserdampf ist, der kondensiert und gefriert. So habe ich in kürzester Zeit gefrorene Handschuhe. Nächster Stop Skaidi Snowmobilladen. Hier muß ich mir erst einmal neue Handschuhe und eine dickere Sturmhaube kaufen. Von jetzt an geht es besser voran, ich friere nicht mehr so an den Fingern und kann nun immer längere Strecken fahren. Am 12. Tag meiner Fahrt erreiche ich gegen 18.00 Uhr die Insel Magerøya, auf ihr befindet sich das Nordkap. Auf dem Weg nach Skarsvag sehe ich zum ersten Mal in meinem Leben das Nordlicht. Da ich weis, was da so rot und grün über mir leuchtet, habe ich mir keine Gedanken über Ufos gemacht. Es ist unbeschreiblich schön so etwas zu beobachten ! Das Nordkap selbst kann ich leider nicht besuchen. Die letzten Kilometer der Straße sind nicht geräumt. Also auf nach Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt. Die Fahrt dorthin ist sehr anstrengend, weil wieder einmal starker Wind und Schneetreiben das Vorwärtskommen erschweren. Als ich die Stadt erreicht habe, ist es ganz und gar vorbei. Schneesturm, und das für zwei Tage. Zum Glück sind die Menschen hier so gastfreundlich, daß es mir nicht schwer fällt einige Tage Rast zu machen, zumal ich Gast im Hotel der Familie Gjerde bin. Das heißt, ich darf gratis im Hotel übernachten.

Hammerfest ist eine schöne kleine Stadt. Hier gibt es den "Königlichen Eisbärenclub", in dem jeder Mitglied werden kann, der die Stadt Hammerfest besucht. Vom Bürgermeister der Stadt habe ich einen Orden bekommen, weil ich der erste Motorradfahrer bin, der, wie mir der Bürgermeister sagt, im Winter die Stadt besucht hat. Und das mit einem Solomotorrad. Dann waren noch zwei Leute vom Finnmark TV da, die im Regionalprogramm über mich berichten wollen. Heute ist Freitag, der 13.03.1998 der Sturm hat so nachgelassen, daß ich Hammerfest verlassen und den Heimweg antreten kann. Das ist auch das einzige, was ich heute noch will. Einfach nur nach Hause.  

Die Leute haben mir erzählt, daß in Kautokaino dieses Jahr ein Kälterekord von minus 52,6 C° gemessen wurde. Das ist doch Wahnsinn, oder? Die Rückfahrt soll schnell gehen, also fahre ich, was das Zeug hält. Die Tagesetappen bewegen sich am Ende zwischen 187 km und 755 km. Am heutigen Tag meiner Reise fahre ich bis kurz nach Mitternacht und baue mein Zelt neben einem Fjord in der Nähe von Skibotn auf. Am Morgen habe ich erst einmal meine Angel scharf gemacht, denn ich will mir einen Fisch zum Mittag angeln. Doch die Sache ist ein Satz mit X. Nach einer halben Stunde sind alle Haken, Pilker und Blinker im Fjord, und außer zwei großen Seesternen und jeder Menge Tang habe ich nix gefangen! Zum Mittag gibt es wieder mal Beutelsuppe. Der Weg nach Narvik ist eigentlich ganz gut, nur die Militärfahrzeuge stören ein wenig. Hier in diesem Gebiet ist nämlich gerade ein großes Natomanöver. In Bjerkvik angekommen, bin ich gleich zu Asbjørns Imbiß gefahren und habe mir einen Hamburger bestellt. Die sind so groß, daß andere Fast Food Ketten davon drei Stück verkaufen müssen. Schlafen darf ich im umgebauten Chevy von Asbjørn. Das ist eine fahrende Küche, die ich auch unbedingt fotografieren muß. Sonst gibt es nichts Spektakuläres, außer dass wieder alles eingefroren ist. Zum Beispiel die Wiener Würstchen, die gleich in eine Beutelsuppe gewandert sind. 15.03.1998, heute ist Sonntag, ich starte um 10.00 Uhr in Bjerkvik, und bin den ganzen Tag unterwegs, bis es dunkel ist. Auf einmal bleibe ich stehen und weis nicht warum? Sprit alle! Zum Glück sind die beiden Hecktanks noch halbvoll. Eigentlich sind die nur für den Benzinkocher gedacht und nicht als Reserve. Bis Fauske ist wieder Sturm und ich komme nur langsam voran. Erst im Wald wird es besser. Auf der Straße, die über das Plateau führt, auf der ich den Polarkreis zum zweiten mal überquere, ist wieder Schneesturm. Die Sicht beträgt 2-3 Meter, dunkel ist es auch schon und in 900-1000 Meter Höhe ist es wieder "schön" kalt. In Krokstrand angekommen besuche ich zunächst das Gasthaus, wo ich mir einen Tee bestelle. Nach ca. 5 Minuten kommen auch schon zwei Leute zu mir, und fragen mich, ob ich hier notgelandet bin, und wo mein Flugzeug steht. Ich erkläre ihnen, daß ich gerade auf dem Rückweg vom Nordkap nach Deutschland bin, und auf dem Zeltplatz nebenan übernachten will. Ohne lange zu reden hat mich Kjell, der eine von den Beiden, zu sich nach Hause eingeladen. Wir sind dann noch 80 km bis Mo i Rana gefahren, dort wohnt Kjell. Zum Abendessen gibt es Pizza und Rotwein. Wir haben dann noch bis spät in die Nacht hinein erzählt. Das war ein sehr schöner Sonntag. Heute am Montag, ist wieder Schneesturm und Regen. Auf dem Schnee- und Eismatsch ist es sehr gefährlich zu fahren, weil man die Spurrillen und Löcher nicht sehen kann. Das ist die schwierigste Etappe meiner Reise. Nach 250 km ist es wieder besser. Leider sind meine Stiefel jetzt alles andere als warm und trocken, und im Gebirge ist es so kalt, daß alles wieder eingefroren ist. Unter anderem die Socken, der Innenschuh, einfach alles. An einer Tankstelle 6 km vor Trondheim kaufe ich mir erst mal ein paar trockene Schafswollsocken. Also fange ich an meine Stiefel aufzumachen. Jetzt werde ich schon von 4-5 Menschen beobachtet. Als ich die hart gefrorenen Socken neben das Motorrad stelle, werden ihre Augen noch größer. Die Frau von der Tanke klopft nun an die Scheibe und winkt mich herein. Sie bietet mir Kaffee an, und sagt ich soll noch zwei Plastiktüten nehmen, und sie mir um die Socken wickeln. So bleiben wenigstens die neuen Socken trocken. Gesagt, getan, bedankt und weiter. Schlafen kann ich heute Nacht in einer Shelltankstelle bei Oppdal. Gegen 7.00 Uhr in der Früh bin ich weitergefahren. Meine Füße sind nach 3 Stunden Fahrt auch wieder richtige "Eisbeine". Als ich am selben Tag noch Oslo erreiche, sind die Temperaturen schon angenehm "warm". Meine Erfrierungen pellen sich langsam und ich kann die Haut einfach abziehen. Heute bin ich von Oppdal bis Kristiansand gefahren 755 km, davon etwa 100 km im Stehen, weil mein Hintern so weh tut. Jetzt liege ich endlich im Zelt, draußen sind plus 2 C°, es regnet und mir wird es nach langer Zeit mal wieder richtig warm. Ich habe sogar den Schlafsack etwas aufgemacht, und am Morgen ist er mal nicht gefroren, wie es sonst so üblich war. Heute ist der 18.03.1998 gerade ist ein Journalist von der Zeitung "Fædrelandsvennen" gekommen. Wir haben uns unterhalten und er hat ein paar Fotos gemacht. Nun gehe ich noch in die Stadt und zum Motorradladen. Oeystein hat mich noch zum Mittagessen um 16.00 Uhr eingeladen, in Norwegen wird erst am Nachmittag zu Mittag gegessen. So es ist 19.00 Uhr ich fahre zum Hafen, wo die Fähre nach Hirtshals schon wartet. Während der Überfahrt nach Dänemark werde ich noch ein bißchen schlafen. Gegen 0.30 Uhr bin ich in Hirtshals angekommen. Nun schnell nach Hause, erst noch nach Hildesheim zu KTM Bräuer. Dort melde ich mich zurück und muß Bericht erstatten. Schließlich haben mich Bräuers in allen Sachen sehr unterstützt und auch gesponsert. Danke auch der Firma Restless, die mich mit Thermounterwäsche ausgestattet hat. Noch 100 km fahren und ich bin zu Hause. Nach 1 ½ Stunden ausgiebigen Badens wird erst das Sofa in Beschlag genommen und fern gesehen. Endlich wieder zu Hause! Nach 21 Tagen und 6769 km. Was für ein Urlaub!

 

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